Wershofen, den 23.07.2025

Mit dem Ende des Monats Februar stellt das Forstrevier Wershofen den Holzeinschlag ein, denn jetzt beginnt die Brutzeit vieler Vogelarten. Zwischen März und Juli führen Holzerntemaßnahmen ungewollt zur Zerstörung zahlreicher Nester und zur Störung von Wildtieren. Doch nicht nur die Vogelwelt steht im Fokus, sondern auch der Schutz des Waldbodens. Deshalb setzt die Gemeinde, die Ihren Wald seit 20 Jahren ökologisch bewirtschaftet, auf eine bodenschonende Methode der Holzbringung: den Einsatz von Rückepferden.

Das Forstrevier Wershofen gehört zum Forstamt Adenau, das sich in einem europäischen Vogelschutzgebiet befindet. Hier gelten besondere Anforderungen an die forstliche Bewirtschaftung, um seltene und geschützte Arten nicht zu gefährden – und der Holzeinschlag bildet da keine Ausnahme.

Früher wurde Holz traditionell im Winter eingeschlagen – nicht nur, weil die Arbeit auf den Feldern ruhte, sondern auch, weil der Saftstrom in den Bäumen damals wie heute in den kalten Monaten deutlich reduziert ist. Dies verbessert die Holzqualität. Zudem schützte der frostige Boden den Waldboden vor Schäden, da die Stämme leichter mit Pferd oder Schlitten transportiert werden konnten. Auch für die Vogelwelt hatte dies Vorteile, da sie nicht, während der Brut- und Setzzeit gestört wurde.

Mittlerweile sind Wälder so gut erschlossen, dass Maschinen statt Pferde das Holz aus den Beständen holen. Die Holzrückung mit modernen Maschinen revolutionierte die Forstwirtschaft – sie wurde effizienter, vermeintlich kostengünstiger und unkomplizierter. Doch in Zeiten des Klimawandels bleiben die Winter immer häufiger frostfrei. Der Einsatz schwerer, vibrierender Maschinen verdichtet den Boden, was langfristige Folgen für die Wasserspeicherung und die Gesundheit des Waldbodens mit all seinen Organismen haben kann.

„Wir haben in den letzten Jahren immer wieder beobachtet, dass die Böden kaum noch richtig durchfrieren“, erklärt Revierförsterin Lidwina Eichler. „Verdichtete Böden, die nicht mehr genügend Wasser speichern und den Feinwurzeln die Luft zum Atmen nehmen, sind für eine nachhaltige Holznutzung nicht tragbar.“

Eine Lösung bietet der Einsatz von Rückepferden. Mit kraftvollen, aber schonenden Schritten ziehen die sanften Riesen die Stämme aus dem Bestand, ohne die empfindliche Waldbodenstruktur zu beschädigen. „Pferde verdichten den Boden nicht annähernd so stark wie es ein Harvester oder Forwarder tut. Sie hinterlassen kaum Spuren. Gerade in nassen Wintern sind sie eine hervorragende Alternative“, so Eichler „Dazu kommt, dass ein Pferd die einzelnen Stämme, die in kurze Abschnitte eingeteilt werden, leicht um die Naturverjüngung manövrieren kann – die natürliche Verjüngung, also Bäume die wachsen, ohne gepflanzt worden zu sein, sind eines der wichtigsten Elemente der ökologischen Waldwirtschaft“.

Das Forstrevier Wershofen arbeitet daher gezielt mit Pferderückern, um den empfindlichen Waldboden zu schonen und gleichzeitig eine nachhaltige Holznutzung zu ermöglichen. 

Diese achtsame Art der Waldnutzung zahlt sich aus: Der Wald bleibt gesund – mitsamt seiner Naturverjüngung, den Vogelstimmen und all dem Leben, das dazugehört.

Bild: Brabanter Kenzo und Forstunternehmer Guy lenken behutsam die gefällten- und eingeschnittenen Stämme an der Naturverjüngung und den stehengebliebenen Bäumen vorbei.                                                                                  

Foto: Lidwina Eichler

Lidwina Eichler

Leitung Forstrevier Wershofen