Sehr geehrter Herr Verbandsbürgermeister Nisius, sehr geehrte Mitglieder des Verbandsgemeinderats der Verbandsgemeine Adenau,
wir möchten uns in die aktuelle Diskussion um eine mögliche Schließung der Grundschule Wershofen einbringen und die Sicht der Ortsgemeinden Wershofen, Hümmel und Ohlenhard darlegen. Die Schließung der Grundschule in Wershofen wäre aus unserer Sicht ein nicht umkehrbarer kommunalpolitischer Fehler mit weitreichenden negativen Konsequenzen für das gesamte Höhengebiet.
Wershofen ist nach Adenau der größte Ort in der Verbandsgemeinde und die Ortslage Wershofen ist als Unterzentrum von zentraler Bedeutung für alle drei Ortsgemeinden. Neben Grundschule und Kindergarten verfügt Wershofen über ein großes gastronomisches Angebot, eine hausärztliche Versorgung, Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Tankstelle sowie eine Bank- und Postfiliale. Grundschule und Kindergarten sind dabei von besonderer Bedeutung, damit insbesondere junge Familien eine Bleibeperspektive haben und der Landflucht und Überalterung der Orte entgegengewirkt werden kann. Aus diesem Grund plant der Kindergartenzweckverband Armuthsbachtal als Zusammenschluss der drei Ortsgemeinden einen zukunftsweisenden Neubau der KITA Wershofen mit angeschlossener Mensa zur gemeinsamen Nutzung mit der Grundschule. Das Grundstück ist bereits erworben und der Bauantrag genehmigt.
Die gute Infrastruktur vor Ort fördert in besonderem Maße das Vereinsleben. So ist für den Sportverein Hümmel – Wershofen, neben dem Sportplatz, die Turnhalle der Grundschule eine wichtige Spielstätte.
Die Grundschule Wershofen sichert die Attraktivität des Höhengebiets und den Erhalt der Dorfgemeinschaften in erheblichem Maße. Sie ist identitätsstiftend und es würden sich im Falle ihrer Schließung weitreichende negative Konsequenzen ergeben.
Räumlichkeiten
Die Grundschule Wershofen bietet ausreichend Platz für die Belange der Kinder, ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten, ist gut erreichbar und ihre Vorteile werden durch die Mitnutzung der Mensa des geplanten Kindergartens abgerundet. Die Grundschule in Antweiler ist jetzt schon sehr voll, durch den möglichen Wegfall der Grundschule Wershofen würde diese ohne großen Anbau nicht in der Lage sein, alle Kinder der GS Wershofen aufzunehmen.
Belastung für unsere Kinder
Bislang durften wir mehrfach lesen, welche psychische Belastung auf die Erstklässler zukommen würde, wenn diese den ersten Schulbesuch in Wershofen verbringen würden. Dies müssen wir entschieden zurückweisen und es hat sich offensichtlich auch niemand um die gesamten Kinder der Grundschule Wershofen innerhalb der Stellungnahmen Gedanken gemacht. Die Belastungen, die auf alle Kinder der GS Wershofen bei einem Wegfall des Standortes zukommen würden, stehen in keinem Verhältnis. Hier würden alle Verbände aufgerissen, aller Zusammenhalt würde entfernt werden.
Gemeinsames Heranwachsen in kleinen Klassen
Derzeitig wird in Wershofen in kleinen Klassen unterrichtet. Im heutigen Schulsystem ist das mittlerweile leider eine große Ausnahme, denn kleine Klassen sind insbesondere dem Kindswohl und dem schulischen Erfolg äußerst förderlich. Dies wird durch viele aktuelle Studien wissenschaftlich belegt. Aufgrund begrenzter Räumlichkeiten in Antweiler würde der große Mehrwert kleiner Klassen wegfallen und für unsere Kinder (aktuell 49 Kinder) eine überproportionale Belastung darstellen. Entsprechende bauliche Erweiterungen wären in Antweiler erforderlich.
Grundschule Mutscheid als Alternative?
Im Zuge der aktuellen Diskussion wurde mehrfach die Möglichkeit geäußert, einen Teil der Kinder in der Grundschule Mutscheid zukünftig zu beschulen. Die Grundschule Mutscheid liegt in NRW und wird durch die Stadt Bad Münstereifel betrieben. Auch wenn die Ortsgemeinden Wershofen, Hümmel und Ohlenhard direkt an der Landesgrenze liegen, so besteht eine klare Orientierung nach Rheinland-Pfalz. Trotz der räumlichen Nähe zu Bad Münstereifel und Blankenheim besuchen im Schnitt knapp 70% der Kinder weiterführenden Schulen in der Verbandsgemeinde Adenau. Durch einen Grundschulbesuch im benachbarten Bundesland würde sich dies grundlegend ändern. Neben den unterschiedlichen Schulferien wird die soziale Prägung eine deutliche Verschiebung der Orientierung in Richtung NRW bewirken. Dies würde sich deutlich auf die Situation der weiterführenden Schulen in Adenau auswirken. Darüber hinaus ist völlig unklar, ob die Grundschule Mutscheid ausreichend Kapazitäten hat, zusätzlich Schülerinnen und Schüler aus mindestens drei Ortsgemeinden aufzunehmen.
Faktenbasierter Umgang
Leider vermissen wir in allen Stellungnahmen einen faktenbasierten Umgang im Einklang mit der Realität. In der Stellungnahme der Grundschule Antweiler ist z. B. zu lesen, dass man Angst hätte, auf 4 Klassen „herunterzufallen“. Dies widerspricht allen Aussagen und Ausführungen der Planerin des Schulentwicklungskonzepts und ist in keinster Weise nachvollziehbar. Es dient der Panikmache. Auch wird immer wieder in den Raum geworfen, dass die Kinder der GS Wershofen später größtenteils nach Bad Münstereifel wechseln würden. Hier sei im Durchschnitt der letzten Jahre festzustellen, das ca. 70 % dieser Kinder auf weiterführende Schulen in Adenau gehen. Ein Wegfall der Grundschule Wershofen könnte dann aber tatsächlich die zukünftigen Schülerzahlen der weiterführenden Schulen in Adenau negativ beeinflussen.
Fahrzeiten und Wege
Immer wieder hören wir, dass der Weg nach Wershofen eine Weltreise wäre. Schaut man sich die Karte und die Entfernungen an, so widersprechen diese Thesen ebenfalls der Realität. Für die Kinder aus Schuld würde sich der Schulweg sogar verkürzen. Gerade für Kinder aus den weiter weg liegenden Ortschaften Blindert etc. würde sich ein Schulweg nach Antweiler jedoch in erheblichem Maße verlängern.
Dorfentwicklung, Freizeitgestaltung und Zusammenleben
Bei einem Wegfall der Grundschule würde dies folgenschwere Auswirkungen auf den Bestand der Ortsgemeinden haben. Derzeit sind wir attraktiv für junge Familien, was sich in erheblichen Maßen durch den Wegfall der Grundschule verschlechtern würde. Um für die immer älter werdende Bevölkerung ein Gegengewicht zu schaffen, ist für uns ein Kindergarten und eine Grundschule in Kombination unabdingbar. Die bestehende Turnhalle der Grundschule wird gegenwärtig gemeinsam mit dem Kindergarten und dem Sportverein Hümmel-Wershofen genutzt. Neben regelmäßigen Veranstaltungen der Traditionspflege trainieren dort Tanzgruppen, findet Kinderturnen statt, wird Badminton und Tischtennis gespielt. Sollte die Grundschule geschlossen werden, können Kindergarten und Sportverein die Unterhaltung und Bewirtschaftung der Turnhalle alleine nicht stemmen. Insbesondere da der Sportverein gegenwärtig den in die Jahre gekommenen Sportplatz grundsanieren muss. Das Schließen der Grundschule hätte die direkte Konsequenz, dass sämtliche Angebote zur Freizeitgestaltung, die in der Turnhalle stattfinden, ersatzlos verschwinden würden.
Entwicklung der Dorfjugend und der Betreuerarbeit
In den letzten 3 Jahren hat unsere Jugendarbeit eine starke Entwicklung gemacht. Es wurde ein moderner Jugendraum eingerichtet, es konnten mehrere, sehr engagierte Betreuer gefunden werden, die zahlreiche Events für unsere Jugend organisieren konnten. Wir verfügen über die aktivste Jugendgruppe innerhalb der Verbandsgemeinde. Diese Entwicklung würde ebenfalls durch den Wegfall der Grundschule zerstört werden. Wenn wir in das höchste Gut, unsere Kinder, verpassen zu investieren, werden die Ortsgemeinden Ihrer Zukunft beraubt.
Finanzen
Immer wieder lesen wir, dass man sich überlegen müsse, ob eine Investition in den Schulstandort Wershofen sich rechnen würde.
Eine Investition in Struktur, und gerade Bildung, lässt sich schwer durch Bilanzen erfassen. Wir müssen feststellen, dass in den letzten Jahren praktisch kaum in unsere Grundschule investiert wurde, sehr zum Ungleichgewicht der GS Antweiler. Das hieraus ein Investitionsstau entstanden ist, ist offenkundig. Daher verwundert uns die Ansicht, ob sich eine Investition „lohnen“ würde. Die GS Wershofen sollte schon vor vielen Jahren eine neue Heizungsanlage bekommen. Aber auch Jahre später läuft immer noch die „Alte“. Die Finanzierung von Investitionen bringen die Ortsgemeinden über die Umlage auf. Auch unsere „Höhendörfer“ haben in den letzten Jahren jede Investition in Antweiler mittragen müssen, wobei uns nicht entgangen ist, dass dies leider nicht gleichermaßen mit Investitionen in unsere Grundschule einherging. Eine Schließung der GS Wershofen würde langfristig auch eine sinkende Umlage der Ortsgemeinde Wershofen mit sich bringen. Wir fürchten, dass bei vielen eine „Milchmädchenrechnung“ aufgemacht wurde.
Fazit
Die Ortsgemeinden Wershofen, Hümmel und Ohlenhard erbitten vom Verbandsgemeinderat eine faktenbasierte, am Wohle aller Kinder orientierte Entscheidung. Bei dieser Entscheidung ist zu beachten, dass es nicht nur um die vermeintliche Schließung einer Grundschule geht, sondern vielmehr um das Abwickeln eines maßgeblichen Bausteins für ein lebenswertes Landleben, für eine intakte, junge Dorfgemeinschaft weit über die Grenzen der Ortsgemeinde Wershofen hinaus.
Gerne erläutern wir dem Verbandsgemeinderat in der Sitzung am 04.02.2025 weitere Aspekte und stehen Rede und Antwort, sofern dies gewünscht ist.
Für die Ortsgemeinden
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